Integration an Augsburger Schulen

GRÜNE besuchen Übergangsklassen der Wittelsbacher Grundschule und informieren sich über Bildungschancen an der Berufsschule II

GRÜNE besuchen Übergangsklassen der Wittelsbacher Grundschule und informieren sich über Bildungschancen an der Berufsschule II

Wie werden Kinder und Jugendliche aus Zuwandererfamilien in den Schul- und Bildungsalltag integriert und welcher Handlungsbedarf besteht in diesem Bereich? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Besuche von Christine Kamm (MdL), Sabine Schneider (Bildungsreferentin der Bayerischen Grünen) und den Augsburger StadträtInnen Martina Wild, Stephanie Schuhknecht und Rainer Erben  in der Wittelsbacher Grundschule und der Augsburger Berufsfachschule II. Während für jüngere Kinder aus Zuwandererfamilien das Bildungsangebot in Augsburg recht gut ist, sind die Chancen für Jugendliche, deren Aufenthaltsstatus noch ungeklärt ist, eher schlecht.

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Wittelsbacher Grundschule Augsburg

Die Augsburger Schulamtsdirektorin Gudula Gnann informierte die Grünen Politiker  über die Situation der Übergangsklassen in Augsburg. In diesen Klassen werden Kinder, die ohne Deutschkenntnisse zu uns kommen, maximal zwei Jahre lang speziell gefördert. Ein großer Teil der Eltern dieser Kinder kommt nach Augsburg aus anderen EU-Ländern, weil sie hier arbeiten, dazu kommen die Kinder von Flüchtlingsfamilien. Im April 2014 gab es 432 SchülerInnen, die an sechs Standorten in Augsburg Übergangsklassen besuchten. Die Kinder und Jugendlichen können während des gesamten Jahres zu den neuen Klassen dazukommen. Der Bedarf ist seit dem Schuljahr 2009/2010 schnell gewachsen. Vor vier Jahren gab es in Augsburg erst zwei Übergangsklassen, heute sind es 24. „Derzeit kommen pro Woche etwa sechs Kinder dazu“, berichtete Gudula Gnann. Seit September 2013 wurden deshalb vier neue Übergangsklassen in Augsburg gebildet. Neun Berater und Dolmetscher helfen Eltern und Kindern bei der Verständigung im Schulamt. „Wir öffnen die Tür zur Bildung und wollen, dass der erste Kontakt zur Institution Schule positiv verläuft“, betonte Gudula Gann.

LehrerInnen müssen für Übergangsklassen eine zusätzliche Ausbildung im Fach  „Deutsch als Zweitsprache“ haben. Da die Kinder während des gesamten Schuljahres kommen, muss das Schulamt bei Bedarf auf die mobilen Reserven unter den Lehrern und Lehrerinnen zurückgreifen. Die Augsburger Schulamtsdirektorin äußerte zwei Wünsche an die Politik: Zum einen solle die Teilungsgrenze der Ü-Klassen bei 18 SchülerInnen liegen und darüber hinaus wünscht sie sich stundenweise Unterstützung der KlassenlehrerInnen.

Bei einem anschließenden Besuch zweier Übergangsklassen in der Wittelsbacher Grundschule in den Jahrgangsstufen Ü 1 /2 und Ü 3 /4 informierte Rektorin Iris Samajdar über den Schulalltag. Nachdem beobachtet wurde, dass die Kinder der Übergangsklassen und die der übrigen Klassen kaum Kontakt zueinander hatten, wurde das „Lernkarussell“ eingerichtet. An zwei Stunden in der Woche haben Übergangsklassen und andere Klassen gemeinsamen Unterricht in Schlüsselqualifikationen wie Musik, Verkehrserziehung, Ernährung, Umwelt oder Medienkompetenz. Dieses Lernkarussell hat die Integration der Ü-Kinder wesentlich verbessert. Außerdem wurden Kontakte zu einem benachbarten Seniorenheim aufgenommen, wohin die Kinder zu einem gemeinsamen Mittagessen oder zu Spielenachmittagen gehen dürfen.

Berufsschule II

Schwieriger gestaltet sich der Übertritt von jugendlichen Flüchtlingen, die 14 bis 18 Jahre alt sind und ohne Deutschkenntnisse zu uns kommen. Eine Beschulung in regulären Klassen ist aufgrund der nicht ausreichenden oder in aller Regel nicht vorhandenen Sprachkenntnisse nur in Ausnahmefällen möglich. Daher gibt es ein zweijähriges Beschulungsmodell in Vollzeit mit dem Schwerpunkt Spracherwerb im ersten Jahr und Berufsvorbereitung mit besonderer sprachlicher Förderung im zweiten Jahr. Je nach Vorbildung ist hier eventuell noch einmal ein weiteres Jahr Förderung nötig, um so gut Deutsch sprechen zu können, dass eine Berufsausbildung wirklich mit Erfolg abgeschlossen werden kann. „Hier mussten wir erfahren, dass EU-Fördermittel für diese Projekte von der Landesregierung bzw. der Regierung von Schwaben nur an staatliche Schulen weitergeleitet werden, nicht jedoch an kommunale Berufsschulen. Die Grünen setzen sich dafür ein, dass diese Benachteiligung städtischer Schulen gegenüber staatlichen umgehend beendet wird“, sagte Christine Kamm.

Besonders problematisch ist, dass sowohl beim Antritt eines Praktikumsplatzes, als auch bei der anschließenden Suche nach Ausbildungsplätzen nicht der gute Wille der Jugendlichen oder ihre Qualifikation, sondern der jeweilige Aufenthaltsstatus entscheidet. Das hatte in der Vergangenheit zur Folge, dass es zwar Arbeitgeber gab, die einzelne Jugendliche gern als Praktikanten oder Azubis akzeptiert hätten, aber die Augsburger Ausländerbehörde dies aufgrund des Aufenthaltsstatus verweigerte.

„Eine solche Demotivation und Ausgrenzung muss zwangsweise zu hoher Frustration bei den Jugendlichen führen“, kritisiert Christine Kamm. Dazu komme, dass Jugendliche, die in den Gemeinschaftsunterkünften wohnen müssen, sich dort nicht angemessen auf die Schule vorbereiten können, und meist nicht mal richtig schlafen können. „Durch die Lebenssituation verschlechtert sich auch die Lernsituation der Jugendlichen sehr“, bedauert Kamm.

Vor allem aber brauchen Jugendliche und Ausbildende Betriebe mehr Sicherheit. Die GRÜNEN wollen daher, dass Jugendliche auf alle Fälle ihre Ausbildung abschließen dürfen, selbst wenn sie später irgendwann in ihr Heimatland zurückkehren sollten. Eine gute Ausbildung brauchen sie auf alle Fälle, wenn sie hier bleiben, und auch, wenn sie in ihr Heimatland zurückkehren sollten. Die immerwährende Unsicherheit belastet sehr und macht eine gute Ausbildung oft unmöglich.

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