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    04.05.2011

    Hintergründe zur Entwicklung der Komödie

    Komödie oder Schauspielhaus – die zweite Spielstätte in Augsburg 1998 - 2008

    Zusammenstellung von Eva Leipprand 06.04.2011

    Infolge der Debatte um den Container für das Theater Augsburg rückt die Geschichte der Komödie als zweite Spielstätte verstärkt ins öffentliche Interesse. Die folgende Schilderung der Entwicklung in den letzten Jahren stützt sich im Wesentlichen auf meine Erinnerung und mein Zeitungsarchiv.

    1998 – 2002
    Eine zweite Spielstätte war für das Theater Augsburg keineswegs immer eine sichere Sache, schon gar nicht in finanziell schwierigen Zeiten. Immer wieder stand die Komödie als Spielort zur Disposition. So musste Kulturreferent Gesler im Jahr 1998 (dem gleichen Jahr, indem der CSU-Fraktionschef Hermann Weber die Erweiterung und Modernisierung der Stadtbücherei kippte) in der eigenen Fraktion um die Komödie kämpfen und befürchtete die Schließung einer Sparte (AZ 07.04.1998).

    Als im Jahr 2000 die Hasenbräu AG ihre Verkaufsabsichten bezüglich der Komödie öffentlich machte und die Diskussion um den Neubau eines Schauspielhauses begann, wurde daher das Vorhaben angesichts der Augsburger Bedingungen von vielen als sehr ehrgeizig empfunden; immer wieder wurde die Befürchtung laut, man könnte, wenn die Komödie aufgegeben werde, am Schluss ganz ohne zweite Spielstätte dastehen, da das Schauspielhaus ja doch nicht komme (z. B. von Seiten der SPD AZ 13.11.2000).  Die AZ vom 04.11.2000 meldet, dass Kämmerer Graf die Sanierung der Fassade des Stadttheaters (1 Million Mark) auf die Streichliste gesetzt habe und Hermann Weber in der CSU-Fraktion intern bereits über eine Spartenschließung diskutiere. Für die Spielzeit 2000/2001 wurden die Theaterzuschüsse gekürzt.

    Die Diskussion um ein neues Schauspielhaus wurde vom damaligen Intendanten Dr. Peters eröffnet. AZ vom 05.08.2000: „Exakt kalkulierbar sind laut Peters ...die Kosten für ein neues Schauspielhaus mit 380 Plätzen, variabler Bühne und einer Tiefgarage für 110 Autos: ‚Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass wir es mit zwölf Millionen Mark schaffen, wenn wir so bauen dürfen, wie wir wollen.’ Nach den Vorstellungen des Intendanten muss ein Generalunternehmer beauftragt werden, der die neue Werkbühne zum Fixpreis termingerecht und schlüsselfertig erstellt.“ Vom Freistaat erwartete Peters zu diesem Zeitpunkt bis zu 3 Millionen Mark (also etwa 25%) Zuschuss. 5 Millionen Mark wollte das Theater durch Einsparungen (Reduzierung der Be-triebskosten um 185 Millionen Mark, AZ 29.05.2003) selber beisteuern – über 25 Jahre gerechnet (AZ 02.02.2005).  

    Aus den jüngsten Erfahrungen mit dem Container wissen wir allerdings, dass das Theater eben nicht so bauen darf, wie es will; es darf nicht einfach einen Generalunternehmer seiner Wahl beauftragen, sondern muss als Zuschussnehmer nach strengen Regularien ausschreiben. Wie wissen jetzt auch, wie leicht dabei Kosten vergessen werden können (z.B. Archäologie, Stellplatzablöse, Nebenkosten etc.), und dass Investitionen nicht über Jahre gestreckt werden können, sondern zu Beginn der Maßnahme als Gesamtsumme in den Haushalt eingestellt werden müssen - mit allen Folgen für den Haushalt.

    Die Schauspielhausdiskussion war dementsprechend auch geprägt von ständig wechselnden und widersprüchlichen Zahlen zu den Baukosten. Die zwölf Millionen Mark wurden von verschiedenen Seiten angezweifelt und doppelt so hoch angesetzt (z. B. AZ 07.11.2000: das Hochbauamt rechnete mit mindestens 29 Millionen Mark). Hinterfragt wurde, ob in dem Preis alles Theaternotwendige berücksichtigt sei; auch gab es städtebauliche Bedenken (AZ 24.11.2000).
    Demgegenüber stiegen die Zuschusserwartungen an die Bayerische Staatsregierung auf bis zu 50%  gar  60% (AZ 09.02.2002). Als ich zu Beginn meiner Amtszeit 2003 in München beim Finanzministerium die Lage auslotete, war allerdings von höchstens 25% (der üblichen FAG-Förderung) die Rede.

    Was die Komödie betrifft, so wurde bereits 2000 gemeldet, dass ein bekannter Augsburger Arzt die Komödie kaufen und sanieren wolle (AZ 04.11.2000). Bedingung: ein langfristiger Mietvertrag mit der Stadt für die zweite Spielstätte. Der Eigentümer der Komödie, Eberhard Schaub (damaliger Chef der Hasenbräu AG, deren Pensionsfonds eigentlicher Besitzer der Komödie war), sprach immer wieder von bis zu drei interessierten Investoren.
    Was die Rettung des Gignouxhauses betrifft, war die entscheidende Frage also nicht, ob die Stadt das sanierungsbedürftige Haus kaufen solle oder nicht; es gab immer wieder – auch in meiner Amtszeit – private Investoren, die ihre Bereitschaft zu Kauf und Sanierung allerdings von einem längerfristigen Mietvertrag mit der Stadt (für die Nutzung als Theater-Spielstätte) abhängig machten.

    Selbstverständlich hatte die Stadt schon zu dieser Zeit ein Vorkaufsrecht für das Gignouxhaus. Damals wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, Überlegungen zu Kauf und Sanierung durch die Stadt anzustellen. Offenbar war man vor dem Regierungswechsel 2002 nicht bereit, das Gignouxhaus in die Verantwortung der Stadt zu übernehmen.

    Zur Komödie finden sich in der AZ vom 9. 1. 2001 ausgearbeitet Pläne des Architekturbüros Schrammel (Kosten für die Stadt rund 7 Mio Mark, davon 3,4 Mio Mark als Zuschlag auf die Miete). Die Möglichkeit einer Interimsnutzung als Zwischenlösung bis zum Bau eines Schauspielhauses wurde angedeutet. Auch bei der Komödie variierten immer wieder die Kostenschätzungen, abhängig wohl auch von dem Umfang der theatertechnischen Ausstattung, die man bei den Berechnungen zugrunde legte. Diese reichten vom Bau eines einfachen Werkraumtheaters bis zu einer einem Neubau gleichwertigen Technik. „Zahlenkrieg um die Komödie“ (AZ 02.02.2005) gab es über Jahre immer wieder.

    Am 30. 01.2001 wurde dann im Kulturausschuss der Grundsatzbeschluss für ein Schau-spielhaus gefasst, obwohl auch ein vergleichendes Gutachten Schauspielhaus/Komödie die Zweifel angesichts der Kosten nicht ausräumen konnte. Anfang Februar 2001 standen die Baukosten bei 20 Mio Mark. Das Schauspielhaus wurde ein zentrales Wahlkampfprojekt der CSU. Hermann Weber (der kurz zuvor noch die Komödie ersatzlos dicht machen wollte) hielt als OB-Kandidat eine flammende Rede für den Neubau (AZ 03.02.2001).

    Aber auch nach diesem Beschluss wurden immer wieder Zweifel an dem Projekt laut, auch angesichts der sich zuspitzenden Finanzsituation. Der ehemalige Intendant Peter Baumgardt, seit Herbst 2001 Mitglied bei „Pro Augsburg“, hielt ebenfalls die Kosten für nicht realistisch und sprach sich – wie auch „Pro Augsburg“ insgesamt - für die Komödie aus (AZ 13.10.2001, 13.11.2001). Referent Gesler verlängerte vorsichtshalber den Mietvertrag der Komödie, um „zweigleisig“ fahren zu können (AZ 27.10.2001). Trotz dramatisch sinkender Steuereinnahmen für die Stadt wurde das Projekt jedoch auf Drängen der CSU (und des Intendanten) vorangetrieben. Noch vor der Wahl 2002 wurde der Architektenwettbewerb ausgeschrieben, um Fakten zu schaffen.

    Die Haltung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen bis Mai 2002:
    Die Grünen wollten keine einseitige Fixierung auf das Schauspielhaus, forderten transparente Zahlen als Grundlage, hatten immer wieder das Gefühl, dass schöngerechnet wird (SZ 17.10.2000: „Peters Spielbox – oder wie rechne ich mir ein Schauspielhaus schön?“). Wir hatten die Befürchtung, in ein Prestigeobjekt hineingetrieben zu werden, und wollten kein unkalkulierbares finanzielles Abenteuer eingehen. Wichtig war uns auch der städtebauliche Aspekt – die Belebung des Lechviertels durch die zweite Spielstätte. Die Zentralisierung des Theaterge-schehens am Kennedyplatz schien uns nicht zwingend ein Vorteil zu sein.

    2002 - 2008

    Meine Haltung als Kulturreferentin:
    Die im Folgenden dargestellte politische Linie war immer von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit getragen. Die Grundlage war das Grüne Wahlprogramm und die Zielvereinbarung des Regenbogens: „Erhalt des Drei-Sparten-Theaters, wobei bezüglich des geplanten Neubaus eines Schauspielhauses noch weitere Prüfungen und ein abschließender Vergleich mit der Sanierung der Komödie stattfinden muss“.
    Der Erhalt des Drei-Sparten-Hauses und der zweiten Spielstätte war angesichts der Vorgeschichte keine Selbstverständlichkeit und ein durchaus ehrgeiziges Ziel, insbesondere angesichts der dramatischen Steuereinbrüche in den Jahren 2002 bis 2005 und der dadurch notwendigen drastischen Einschnitte auch im Kulturbereich. Der Regenbogen war mit dem festen Vorsatz angetreten, die Haushaltsfehlbeträge der Vorjahre auszugleichen und eine solide, zukunftsfähige Haushaltspolitik zu betreiben.

    Neue Projekte – also das Schauspielhaus oder die Stadtbücherei - zu beginnen, war deshalb zunächst ausgeschlossen, das Veto des Kämmerers war eindeutig (Textilmuseum und Maxmuseum waren hingegen bereits begonnene Maßnahmen). Trotzdem wurde der Architektenwettbewerb Schauspielhaus zu Ende geführt. Das Ergebnis weckte erneut Zweifel an den Kostenberechnungen. Beide Preise des Wettbewerbs überschritten den Kostenrahmen von gut 10 Mio € um 15 Prozent (AZ 12.06.2002). Berechnungen, dass das Theater durch den Neubau Einsparungen erzielen und damit rund 2.5 Mio € zur Bausumme beitragen könne, konnten mich nicht überzeugen (AZ 14.05.2002, 29.05.2002). Der oben erwähnte Besuch im Münchner Finanzministerium zur Auslotung der Zuschussfrage verwies die Erwartung auf 50% oder gar 60% staatlicher Zuschüsse in den Bereich der Legende. Entsprechende Zuschüsse waren aber immer als Bedingung für das Projekt genannt worden. Dass der Intendant immer wieder Einsparungen vorschlug, um das Projekt zu retten (z.B. Reduzierung im Bühnenraum, um nicht steigende Personalkosten zu produzieren, AZ 14.05.2002, AZ 17.11.2005), bestärkte mich in der Annahme, dass die Kostenberechnungen nicht ausgereift waren.  

    Im Juli 2002 machte der Eigentümer der Komödie erneut Druck. Es war zu befürchten, dass man die Komödie verlieren könnte, während die Finanzierung des Schauspielhauses noch in den Sternen stand. Dies war auf jeden Fall zu vermeiden, wenn man die Sparte Schauspiel nicht gefährden wollte. Meine Verhandlungen mit dem „bekannten Augsburger Arzt“ (AZ 21.09.2002), der die Komödie sanieren und auf Wunsch der Stadt auch eine einfache Sanierung von Foyer und Zuschauerraum anbot, allerdings nur unter der Bedingung eines mindestens siebenjährigen Mietvertrags, scheiterten an der Beschlusslage (Neubau eines Schauspielhauses, AZ 24.07.2002); der Intendant wollte allenfalls einem Interim von drei Jahren zustimmen. Wäre man damals dem Investor gefolgt, hätten wir heute eine renovierte Komödie und eine einfache, aber funktionierende zweite Spielstätte in der Augsburger Altstadt. Um der Sparte Schauspiel ihren Spielort zu sichern, habe ich den Mietvertrag verlängert, dabei aber Brandschutzmaßnahmen durch den Eigentümer zur Bedingung gemacht (AZ 03.08.2002).

    Die Haushaltslage blieb weiterhin dramatisch. Die 2002 beschlossene 5%ige Kürzung in allen Budgets brachte das Theater in Schwierigkeiten (AZ 15.10.2002). Wegen der aufgelaufenen Theaterdefizite drängte die CSU den Intendanten Dr. Peters auf Kooperationen mit anderen Theatern, auch auf Zusammenlegung ganzer Sparten (AZ 06.01.2004), hielt aber trotzdem an der Schauspielhausidee fest. Meine Bemühungen zielten demgegenüber nach wie vor auf den Erhalt der drei Sparten. In einer fraktionsübergreifenden Arbeitsgruppe konnte ich erreichen, dass der Werkausschuss Theater Überschreitungen im Wirtschaftsplan des Theaters hinnahm (die Gegenleistung war ein langfristiges Sparprogramm der Theaterleitung), um auf diese Weise in schwierigen Jahren das Niveau des laufenden Betriebs zu erhalten. Eine Spartenschließung, fürchtete ich, würde nicht mehr rückgängig zu machen sein. Obendrein kürzte der Freistaat seinen Zuschuss im Jahr 2005 um 360 000.- €, was auch die CSU nicht verhindern konnte.

    Anfang 2005 zeigte das Bürgerbegehren Stadtbücherei, wie sehr die Projekte Schauspielhaus und Stadtbücherei um städtische Mittel konkurrierten (AZ 13.01.2005). Hätte man damals dem Schauspielhaus Priorität gegeben, gäbe es heute mit Sicherheit keine neue Stadtbücherei. Der Kämmerer Dr. Ecker machte sehr deutlich, dass nicht alle Projekte gleichzeitig zu machen seien.

    Im November 2005 wurde die Komödie von Herrn Schaub um 1 Mio € an die CK Holding (Kazim Capartas, ein schwieriger Verhandlungspartner, vgl. AZ 07.04.2011) verkauft, weil die Mietlösung mit der Stadt nicht zustande kam. Zur gleichen Zeit verschob der Finanzausschuss den Baubeginn eines neuen Schauspielhauses auf das Jahr 2009 (AZ 24.11.2001).
    OB Wengert: „Es hat keinen Sinn, falsche Hoffnungen zu wecken“ (AZ 25.11.2005). Meine Aufgabe war es demnach, mit Herrn Capartas eine Verlängerung des Mietvertrags auszuhandeln, erneut unter der Bedingung von Brandschutzmaßnahmen und einiger Schönheitsreparaturen im Foyer. Das Theater Augsburg sorgte für eine neue Bestuhlung. Herr Capartas hat die Komödie in dieser Zeit wohl der Stadt zum Verkauf angeboten. Dass ich gegen einen Erwerb der Komödie durch die Stadt gewesen wäre, entspricht nicht den Tatsachen. Angesichts der nach wie vor bestehenden Beschlusslage (Neubau eines Schauspielhauses) standen die Zeichen allerdings schlecht für einen solchen Kauf.

    Im Jahr 2007 (AZ 17.11.2007) wurde erneut über einen Verkauf der Komödie spekuliert. Auch in dieser Zeit gab es interessierte Investoren, die der Stadt gerne ein renoviertes Werkraumtheater zur Verfügung gestellt hätten. Entsprechende Gespräche habe ich geführt. Meine Hoffnung war, dass dieser Weg in absehbarer Zeit umzusetzen sein würde. Der Wechsel in der Intendanz zur Spielzeit 2007/2008 schien mir zudem die Chance zu eröffnen, die begrenzten Möglichkeiten der Komödie durch zusätzliche Spielorte in der Stadt (z.B. die Kälberhalle) zu  erweitern.

    Bis 2005 war die dringend notwendige Sanierung des Großen Hauses aufgrund der Schauspielhausdiskussion in den Hintergrund getreten, sie tauchte in der Debatte so gut wie nicht auf. Im Jahresabschlußbericht 2004/2005, der vom neuen Kaufmännischen Direktor Herrn Rohr mit unterzeichnet wurde, fand man das Ausmaß der erforderlichen Arbeiten erstmals in der notwendigen Deutlichkeit beschrieben. Dies veränderte die Situation grundlegend. Das Große Haus ist das Theater Augsburg und nicht nur für Theatergänger stadtbildprägend. Die Bauverwaltung ermittelte die Kosten für eine Generalsanierung. Diese wurden auf eine Höhe von insgesamt ca. 16 Mio € geschätzt und dem Kulturausschuss am 10.05.2006 vorgestellt. Die Dringlichkeit wurde vom Finanzausschuss anerkannt. Die Sanierung des Großen Hauses wurde nun als wesentliche kulturpolitische Aufgabe der nächsten Jahre festgelegt. Als erster Schritt wurde der 2. Bauabschnitt der Fassadensanierung in einer Gesamthöhe von 4.312.000 € in den Haushalt aufgenommen und folgendermaßen auf die kommenden Jahre verteilt:

    2007:  1.600.000 €
    2008   2.000.000 €
    2009      712.000 €

    Der Regenbogen hat also das Theater – nach den Möglichkeiten der angespannten Finanzlage – in Notlagen nicht im Regen stehen lassen. Im Jahr 2006 wurde die Steuerung der Untermaschinerie erneuert, um den ungestörten Spielbetrieb gewährleisten zu können (Kosten ca. 1 Mio €). Außerdem war 2003 der Viadukt am Roten Tor saniert worden. Der Anteil der Stadt betrug 142 000 €. Ab 2007 wurde mit der Sanierung des Großen Hauses begonnen (AZ 04.01.2007) und erste Überlegungen zu einem Masterplan angestellt.


    Eine Zusammenfassung der Entwicklung in der SZ (02.05.2008):
    „Mehr als elf Millionen Euro kostet das Dreispartenhaus der Stadt im Jahr. Seit den 80er Jahren wird in Augsburg über die Sanierung des Theaters nachgedacht. Doch statt die Arbeiten an der Hauptbühne, deren Ursprünge ins Jahr 1976 zurückreichen, anzugehen, diskutierten die Kulturpolitiker lieber, ob sie sich ein neues Schauspielhaus leisten sollten. Der frühere Intendant Ulrich Peters, der seit 2007 am Staatstheater am Gärtnerplatz in München arbeitet, war einer der größten Verfechter eines Neubaus. Erst 2005 verabschiedete sich der Stadtrat von dieser Idee und wendete sich wieder der Sanierung des Großen Hauses zu.“

    Die Sorge für das Theater erschöpfte sich aber nicht in Investitionstätigkeiten. Theater ist mehr als nur gebaute Spielstätte. Entscheidend ist die künstlerische Arbeit. Der Zuschuss des Theaters wurde um 600 000.- € erhöht, die Rücknahme der Kürzung durch den Freistaat Anfang 2008 erreicht. Sehr viel Sorgfalt habe ich auf den Auswahlprozess bei der Besetzung der drei Spitzenpositionen verwandt: des kaufmännischen Direktors, der Intendantin und des GMD. In aufgeheizter Atmosphäre (Vorwahlkampf) gelang es durch die Einsetzung von Findungskommissionen, für das Augsburger Theater ein hohes künstlerisches Niveau zu sichern. Dass die Angriffe insbesondere von Pro Augsburg gegen eine sogenannte „elitäre“ Kulturpolitik, die sich immer wieder an den Ausgaben für das Theater festmachten, bei der Kommunalwahl 2008 in der Bevölkerung offenbar auch auf Resonanz stießen, bestärken mich bis heute in der Überzeugung, dass Augsburg eine Theaterpolitik mit Augenmaß braucht.


    Zusammenfassung:

    Auch vor 2002 nahm die Stadt ihr Vorkaufsrecht nicht war.
    Die Rettung des Gignouxhauses und der Spielstätte Komödie hing nicht von einem Kauf durch die Stadt ab, es gab private Investoren.
    Der Beschluss zum Neubau eines Schauspielhauses verhinderte eine Mietlösung.
    Der Neubau eines Schauspielhauses war zu keinem Zeitpunkt „durchfinanziert“.


    Für die Bewertung der Kulturinvestitionen in den Jahren 2002 bis 2008 sind auch noch folgende Überlegungen mit einzubeziehen:
    2002 fiel die Gewerbesteuer in Augsburg um 50 % auf rund 60 Mio €. Aufgrund des Investitionsstaus der vorhergehenden Jahre (enorme Investitionsmittel waren in den Straßenbau geflossen) war die Kulturlandschaft baulich sehr schlecht aufgestellt. Das Schaezlerpalais war akut sanierungsbedürftig. Die Staats- und Stadtbibliothek platzte aus allen Nähten. Die Stadtbücherei war in desolatem Zustand, das Stadtarchiv ebenso. Die Kunsthalle am Wittelsbacher Park wurde von Besuchern kaum mehr wahrgenommen. Das Mozarthaus war als Gebäude und als Gedenkstätte akut sanierungsbedürftig. Das Maxmuseum war zwar um einige Millionen Euro saniert worden, aber seit zwei Jahren geschlossen, es gab heftigen Streit um das weitere Vorgehen (AZ 13.11.2002).

    Für das Textilmuseum gab es eine Grundsatzvereinbarung, seit 2001 gab es auch einen Direktor. Noch vor der Wahl 2002 stellte sich aber heraus, dass die Konstruktion – Stadt und Bezirk stellen dem Freistaat ein von Privat gemietetes Gebäude zur Verfügung – schwierig und konfliktträchtig war – ein „ungelöstes Chaos“ (AZ 23.02.2002, 06.03.2002). Die zunächst auf 4 Mio € bezifferten Kosten waren schon vor der Kommunalwahl 2002 für den Standort Glaspalast auf 8 Mio € angestiegen, dazu waren Miet- und Betriebskosten für mindesten 25 Jahre zu rechnen. Es gab bereits Überlegungen, vom Glaspalast auf das AKS-Gelände zu wechseln, Konflikte mit Ignaz Walter zeichneten sich ab. Bezirkstagspräsident Simnacher konnte sich der Mehrheiten im Bezirkstag schon nicht mehr sicher sein. Aus der unglücklichen Konstruktion des Projekts ergaben sich auch in der Folgezeit immer wieder Verzögerungen und Schwierigkeiten, mehrmals hing das tim am seidenen Faden.   

    Heute ist das tim ein Glücksfall – ein attraktives Landesmuseum, das die Stadt keinen Cent kostet; eine Aufwertung des Textilviertels, ein Flaggschiff der Industriekultur in Augsburg, ein erfolreicher Impuls für integrierte Stadtentwicklung.
    Das Maxmuseum hat den Bayerischen Museumspreis erhalten und glänzt mit Ausstellungen wie „Zarensilber“.
    Das Schaezlerpalais ist auf der Liste des World Monuments Fund und zieht Besucher von überall her an, wie auch das Mozarthaus.
    Im H2 ist ein neues Zentrum für Gegenwartskunst entstanden. Die neue Stadtbücherei feiert Besucherrekorde.
    Für das Stadtarchiv und die Staats- und Stadtbibliothek wurde in Grundsatzbeschlüssen zumindest der Weg in die Zukunft geöffnet, die Planungsmittel bereits im Haushalt verankert.
    Hätten wir die Möglichkeit (und die Sorglosigkeit!) gehabt, den städtischen Haushalt um 50 Mio € zu überziehen, wären auch diese Projekte längst umgesetzt. Das Festhalten an einer soliden und zukunftsfähigen Haushaltspolitik blieb aber vorrangiges Ziel.

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