Sehr geehrter Herr Vorwohlt,
Sehr geehrte Mitglieder des Einzelhandelsverbandes Augsburg,
mit Erstaunen und Unverständnis nehmen wir zur Kenntnis, dass der Einzelhandel in der Stadt Augsburg eine Unterschriftenkampagne für ein Bürgerbegehren zum Bau eines Tunnels am Königsplatz unterstützt und Einzelhändler für dieses Bürgerbegehren Unterschriften sammeln.
Der Einzelhandel trägt damit dazu bei, dass der Kö-Umbau weiter verzögert wird und damit der Umbau des Hauptbahnhofes höchst gefährdet ist.
Es müsste auch bei Ihnen bekannt sein, dass die staatlichen Zuschüsse für den dringend notwendigen Umbau des Hauptbahnhofs nur noch für eine begrenzte Zeit (Ende 2018) zur Verfügung stehen. Deswegen muss jetzt schnell eine Entscheidung über den Umbau des Kö fallen.
Unverständlich ist, dass auch der Einzelhandel erst jetzt, kurz vor der entscheidenden Beschlussfassung im Stadtrat, die Planung durch die angekündigte Unterstützung des Bürgerbegehrens zu Fall bringen will.
Das Bürgerbegehren wird aus unserer Sicht von Kräften unterstützt, die nicht an einer Verbesserung der Planungen, sondern an deren Verhinderung interessiert sind. Warum sonst melden sich die Kritiker (u.a. „Neue Mitte Augsburg" unter Leitung eines ehemaligen stellvertretenden Augsburger CSU-Vorsitzenden) an der von der CSU-Stadtregierung vorgeschlagenen Planung erst in letzter Minute zu Wort? Warum haben sie ihren politischen Einfluss auf die eigenen Parteifreunde nicht rechtzeitig geltend gemacht?
Eine Verzögerung der Beschlussfassung zum Kö bedeutet eine weitere Verzögerung des Umbaus am Bahnhof. Ein moderner, behindertengerechter, mit Aufzügen, Rolltreppen und mit direkten Umsteigebeziehungen zwischen Tram und Bahn versehener Hauptbahnhof bleibt dann in Augsburg weiter ein Traum. Und auch der dringend notwendige Ausbau des Schienenpersonennahverkehrs zu einer Regional-S-Bahn, die die Menschen aus dem Umland schnell und umweltfreundlich in die Innenstadt bringt, wird weiter verzögert.
Ein unattraktiver Bahnhof wird das Wegklappen wichtiger Fern- und Nahverkehrsverbindungen weiter forcieren und Augsburg als Wohnort für Münchenpendler, sowie Augsburg als Einkaufs-, Ve-ranstaltungs-, Kongreß- und Messestandort massiv schaden. Das kann nicht im Interesse des Einzelhandels sein.
Während derzeit alle wichtigen Bahnhöfe modernisiert und barrierefrei umgebaut werden oder schon wurden, wie z.B. die näheren wichtigen Bahnhöfe Günzburg, Ulm, Neu-Ulm, Ingolstadt, Pa-sing und bald auch Donauwörth droht am Augsburger Hauptbahnhoffür viele weitere Jahre Stillstand. Der Augsburger Bahnhof ist in seinem derzeitigen Zustand eine denkbar schlechte Visitenkarte für unsere Stadt, ein Ärgernis für alle Mobilitätsbehinderten und ein Hemmnis für die weitere Ertüchtigung des Bahnverkehrs.
Sehr geehrter Herr Vorwohlt,
Sehr geehrte Einzelhändlerinnen und Einzelhändler,
als Vertreterinnen des Stadtrats, des Landtags und Bundestags fordern wir Sie dringend auf, das Bürgerbegehren für einen Tunnel am Kö nicht zu unterstützen, damit der Kö-Umbau nicht noch weiter verzögert wird und damit der Umbau des Augsburger Hauptbahnhofes endlich in die Wege geleitet werden kann.
Diesen Brief haben wir als Offenen Brief verfasst, den wir an die Presse weiterleiten werden.
Mit freundlichen Grüßen
Reiner Erben, Fraktionsvorsitzender
Christine Kamm MdL
Claudia Roth MdB