INTERVIEW - Impfungen in Augsburg

Ein Interview von Peter Rauscher, Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN Stadtratsfraktion mit Reiner Erben, Referent für Nachhaltigkeit, Umwelt, Klima und Gesundheit der Stadt Augsburg

Ein Interview von Peter Rauscher, Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN Stadtratsfraktion mit Reiner Erben, Referent für Nachhaltigkeit, Umwelt, Klima und Gesundheit der Stadt Augsburg

 

Peter Rauscher: Reiner, das Thema Impfen und vor allem auch die Impf-Reihenfolge sind wichtige und emotionale Themen. Impfungen ermöglichen einen baldigen Ausweg aus der Corona-Pandemie und viele Bürger*innen warten sehnlich auf ihren Impftermin. Am 09. März wurden nun Mitarbeiter*innen einer Augsburger Anwaltskanzlei geimpft - obwohl sie laut Impf-Verordnung noch nicht ander der Reihe gewesen wären, oder? Das hat viele Menschen, wie ich finde zu Recht, empört. Kannst du uns etwas zu den Hintergründen sagen?

 

Reiner Erben: Ich kann gut verstehen, dass sich viele Leute darüber geärgert haben. Dass das mobile Impf-Team in der Anwaltskanzlei geimpft hat, war ein Fehler, das sieht auch der Betreiber des Impfzentrums so. Wir orientieren uns grundsätzlich an den Vorgaben des Gesundheitsministeriums und der ständigen Impfkommission. Die Registrierung erfolgt zentral über ein bayernweites Portal, darauf hat die Stadt selbst keinen Zugriff. Die Durchführung, also auch die Terminvergaben und die Impfplanung obliegt dem von der Stadt Augsburg beauftragten Unternehmen, der Bäuerle & Co. Ambulanz.

 

Peter Rauscher: Wie kam es überhaupt zu der Entscheidung? Und wie kann derlei in Zukunft vermieden werden?

 

Reiner Erben: Die mobilen Impfteams wurden ja eigens dafür ins Leben gerufen, bettlägerige und immobile Personen mittels Hausbesuchen impfen zu können. Am 09.03. waren allerdings keine solchen Personen zur Impfung gemeldet. Dem mobilen Impfteam standen aber 57 Impfdosen zur Verfügung. Deshalb hat die Stadtverwaltung die Impfung von anderen Institutionen und Unternehmen erwogen, die impf-willig waren und aufgrund ihrer Priorisierungsgruppe in Frage kamen, z.B. auch Ordnungsdienst, Stadtwerke oder Dialysezentrum. Die Stadt übermittelte diese Institutionen und die zugehörigen Ansprechpartner*innen an das Impfzentrum. Der konkrete Einsatzort wurde daraufhin kurzfristig von der Leitung des Impfzentrums bestimmt. Dies wurde mir gegenüber damit begründet, dass dort ein konkreter Ansprechpartner erreichbar war und, dass dort viele Menschen auf einmal geimpft werden konnten. Die Absicht war, dass das Impfteam bzw. die Impfdosen trotz fehlender Anmeldungen ohne Zeitverlust zum Einsatz kommen.

Alle Beteiligten sind sich inzwischen einig: die Impfdosen hätten zurückgehalten und an anderen Tagen an immobile Personen der Gruppen eins und zwei verimpft werden sollen. Die Stadt hat gemeinsam mit dem Impfzentrum noch einmal explizit klargestellt, dass das in Zukunft strikt eingehalten werden muss. Alle Impfungen müssen über das Registrierungstool des Freistaats BayIMCO abgewickelt werden.

 

Peter Rauscher: Gab es einen Verzug bei Impfungen der Kategorie eins und zwei durch die Impfungen in der Kanzlei? Wie ist denn der Stand der Impfungen unter den Augsburger*innen dieser Priorisierungskategorien?

 

Reiner Erben: Am 9.3. erfolgten 1099 Impfungen im Impfzentrum. Da an diesem Tag keine immobilen Personen angemeldet waren, wurde auch niemand zurückgestellt. Wir haben noch einmal einen Aufruf gestartet, dass sich alle Menschen, die auf Hausbesuche durch das Impfteam angewiesen sind, unbedingt registrieren lassen und einen Termin vereinbaren sollen. 

 

Peter Rauscher: Und wie steht es um die Impfungen bei Lehrer*innen und Erzieher*innen?

 

Reiner Erben: Lehr- und Erziehungspersonal fällt inzwischen in vielen Fällen in die Kategorie zwei. In der ersten und zweiten Priorität haben wir insgesamt 5780 Personen (Stand 13.3.), die noch zur Vereinbarung eines Impftermins eingeladen werden. Wenn genügend Impfstoff zur Verfügung steht, können sie alle binnen einer Woche geimpft werden.

Die Stadt ruft alle Erzieher*innen und Lehrer*innen auf, sich über impfzentren.bayern zu registrieren. Schulen werden nicht kollektiv von den mobilen Impfteams geimpft. Das hat zwei Gründe: zum einen befinden sich etliche Landkreisbürger*innen unter den Lehrer*innen der Augsburger Schulen und die sollen entsprechend den Vorgaben auch im Landkreis geimpft werden, weil die Anzahl der Impfdosen nach der Bevölkerungszahl der jeweiligen Gebietskörperschaft zugeteilt wird. Zum anderen können am Impfzentrum wesentlich mehr Personen in kurzer Zeit geimpft werden. Die Stadt Augsburg geht mit unserem Impfzentrumsbetreiber davon aus, dass wir binnen der nächsten 14 Tagen alle bei uns gemeldeten Lehrkräfte geimpft haben.

 

Peter Rauscher: Gestern hat die Bundesregierung kurzfristig die Aussetzung der Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff veranlasst. Kannst du abschätzen, was das konkret für die Impfungen in Augsburg bedeutet?

 

Reiner Erben: Durch diese Entscheidung kommen wir mit den Impfungen in jedem Fall langsamer voran als geplant. Es wird wieder einmal deutlich, dass wir vor Ort den Mangel an Impfstoff verwalten müssen. Alle Impftermine für Personen, die mit dem AstraZeneca-Impfstoff immunisiert werden sollten, wurden nun storniert. Wir werden - wenn absehbar ist, wie hier weiter vorgegangen werden soll - neue Termine vereinbaren. Die betroffenen Personen können dann den ihnen bereits zugesandten Link nutzen, um einen neuen Termin zu vereinbaren. Was mit Menschen ist, die auf eine zweite Impfung mit AstraZeneca warten, ist derzeit offen. Allerdings könnten Europäische Arzneimittelbehörde und Bundesregierung auch eine Wiederaufnahme dieser Impfungen beschließen. Die Stadt Augsburg hat hier keinerlei Entscheidungsspielraum, wir führen lediglich aus, was auf höherer Ebene beschlossen wird.

 

Peter Rauscher: Danke für das Gespräch!

 

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